Sonntag, 10. Oktober 2010

Der Mensch, das Maß aller Dinge (Walter Womacka)

Vor kurzem waren wir auf einer ungewöhnlichen Veranstaltung: Ein Kunstwerk wurde gerettet. Um das zu erklären, muss ich etwas weiter ausholen.

Am 18. September verstarb der Maler Walter Womacka im Alter von 84 Jahren in Berlin. Ich war deswegen betroffen, denn obwohl ich ihn nicht persönlich kannte, hatte ich doch eine starke Verbindung zu seinen Werken.
Womacka war vor allem bekannt für sein Gemälde "Am Strand", das in der DDR unzählige Male als Druck, Briefmarke usw. reproduziert wurde, sowie für seine lebensbejahenden, farbenfrohen Wandbilder, Fensterbilder und Mosaike, mit denen er besonders das Berliner Zentrum prägte. So kann man Werke von ihm auf dem Alexanderplatz (am "Haus des Lehrers", am "Haus des Reisens" sowie am "Brunnen der Völkerfreundschaft"), im ehemaligen Staatsratsgebäude (heute Sitz der European School of Management and Technology) sowie in der Humboldt-Universität finden. Auch an vielen anderen Stellen Berlins und in anderen Orten hat er Plätze und Gebäude durch seine Bilder geschmückt, von denen einige leider nach 1990 durch Abriss zerstört wurden.
Neben diesen Arbeiten im öffentlichen Raum, die meistens sehr offen politische Botschaften vermittelten, schuf Womacka auch zahlreiche Stillleben, Landschaftsbilder und Portraits, und für mich zieht sich durch all seine Bilder als roter Faden die Begeisterung für das Schöne und das Interesse am Menschen.

Der "Freundeskreis Walter Womacka" hatte in den letzten Jahren immer zur Winterzeit Ausstellungen organisiert, und wir beide waren regelmäßig dort gewesen. Sie hatte mir auch ein Berlin-Gemälde von Womacka als Kunstdruck geschenkt, und weil ich das Fries am Haus des Lehrers sehr mag, hatte sie mich mit einem selbstgezeichneten Bild überrascht. Die beiden Bilder schmücken seitdem die Wände in unserer Wohnung.




Dank des Engagements des "Freundeskreises" konnte nun ein bedrohtes Werk Womackas gerettet wurden. Das ehemalige DDR-Bauministerium soll in diesem Jahr abgerissen werden, und an diesem Gebäude befand sich ein großes Bild auf Kupferplatten. Das Bild mit dem Titel "Der Mensch, das Maß aller Dinge" zeigt einen Bauarbeiter, der vermittelt über Kreise und Formeln als "Maßstab" für die Arbeit in dem Ministerium dienen sollte. Ich war immer wieder an dem Bild vorbei gegangen, wenn ich die Berliner Stadtbibliothek besucht hatte, und hätte es schade gefunden, wenn es zusammen mit dem Haus verloren gegangen wäre.
Die Hausverwaltung hat sich aber bereiterklärt, das Bild an anderer Stelle wieder anzubringen, und daher fand am Montag unter dem Titel "Tag der Abnahme" eine Festveranstaltung mit Vorträgen und Filmvorführung statt, als die Platten abgenommen und in extra gezimmerten Kisten verstaut wurden.
Ich bin schon sehr gespannt, an welchem Ort das Bild in Zukunft betrachtet werden kann!




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